Wo die Armut geboren wurde - die Aktion Anatuya und Papst Franziskus
von Werner Stalder
Als im März des vergangenen Jahres in Rom der neue Papst gewählt war, wurde man bei der „Aktion Añatuya“ in Kranenburg-Nütterden, in der Diözese Münster, am Niederrhein in der Nähe der holländischen Grenze, ganz aufmerksam. Papst Franziskus, ein Argentinier, ein Jesuit, der die Not in Lateinamerika, auch in seinem eigenen Land, sehr gut kennt und „eine arme Kirche für die Armen“ wünscht.
Dann bekam die „Aktion Añatuya“ aus der Pfarrei „San José de las Petacas“ in Boquerón, im Bistum Añatuya/ Nordargentinien, der Patenschaftsgemeinde von Nütterden und Mehr, einen Film zugesandt, den das argentinische Fernsehen kurz nach der Papstwahl dort gedreht hatte. „Die anderen Franziskus am Ende der Welt“, lautet der Titel. Der Grund: Wie Papst Franziskus, so sind auch die zwei Priester in dieser riesengroßen Pfarrei Jesuiten. Pater Juan Carlos, der seit 1975, also seit nunmehr 39 Jahren, in dieser armen verlassenen Gegend viel aufgebaut hat und nun nach einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt, und sein Nachfolger, Pater Marcos Aleman, der jetzt in dem 60 km langen und 60 km breiten Gebiet für die ihm anvertrauten Menschen da ist. Wie sich mittlerweile herausstellte, gibt es mehrere Bezugspunkte zwischen Papst Franziskus und dem Bistum Añatuya und hier speziell mit der Pfarrei ganz im Norden der Diözese in Boquerón, wo die „Aktion Añatuya“ durch Spenden schon viele Zisternen für sauberes Trinkwasser ermöglichen konnte.
Und Pater Juani Liébana aus der Pfarrei „El Christo“ in Santos Lugares im Bistum Añatuya, wo durch Spenden der „Aktion Añatuya“ Kunststoffbehälter für die Trinkwasserversorgung der Menschen angeschafft werden konnten, wurde durch den heutigen Papst Franziskus zum Priester geweiht.
Eine besondere Beziehung zum Heiligen Vater besteht darin, dass er als Kardinal von Buenos Aires den Seligsprechungsprozess für den Gründerbischof von Añatuya, Georg Gottau, eingeleitet hat.
Hier ein Stimmungsbild aus Boquerón: Sie arbeiten Tag für Tag in einer Zone der Armut. Es wird hell in San José del Boquerón inmitten des Monte. Wir sind in einer Zone, wo die Armut geboren wurde, dort angekommen und geblieben ist. Am Sonntag wird im Campo die Messe gefeiert, draußen auf einem Friedhof. Pater Marcos Alemán nimmt aus einem Koffer ein Kreuz, einen Kelch und Wein und Wasser in einem kleinen Fläschchen. - Szenenwechsel: Im Dorf tanzen die Kinder und Erwachsenen Folklore, und Pater Juan Carlos schaut von seinem Rollstuhl aus interessiert zu. Das sind die „anderen Franziskus der Jesuiten“, diejenigen, die die Armut jeden Tag erfahren. Und sie wurden geschickt durch den Mann, der heute die ganze Welt begeistert. Pater Marcos sagt: „Wir müssen uns für den neuen Papst bedanken.“ Und er fragt die Leute: „ Wie heißt er denn?“ – „Franziskus“ – „Wir müssen für ihn beten. Er ist auch Jesuit wie Pater Juan Carlos und ich“. Frage des Reporters: „Wir suchen die Priester vom Ende der Welt.- Ist das Ende der Welt hier?“ -Antwort des Paters: „Wir sind nah dran. San José del Boquerón, nordöstlich von Santiago del Estero, hat 2.500 Einwohner. Man kann diesen Ort nicht einmal auf einer Karte finden. Der Ort ist aufgeteilt in 96 kleinen Ansiedlungen, die sich an unbefestigten Wegen im Monte verteilen. Und hier hat niemand aufgehört, arm zu sein. Das Schöne, das uns sehr berührt: Es gibt Armut, aber kein Elend. Und wenn Du von außen kommst, erfährst Du, dass die Leute eine Großzügigkeit haben.“ Pater Juan Carlos sagt: „Armut ist etwas Wertvolles, aber nicht Elend. Elend ist für mich etwas, das in den Armenvierteln rund um die Städte entsteht, wo man seinen Halt verliert. Die Stadt hat wenig Möglichkeiten, den Leuten einen Halt zu geben, weil sie vom Land getrennt sind.“ Pater Juan Carlos ist jetzt 39 Jahre in Boquerón und wurde von P. Jorge Mario Bergoglio, dem heutigen Papst, nach dort geschickt. Frage an Pater Juan Carlos: „Was war hier, als Dich Pater Bergoglio hierher geschickt hat?“ – Seine Antwort: „Nichts, da waren nur Menschen und Bäume.“ – Pater Marcos, der auch von Kardinal Bergoglio geschickt wurde, ist seit kurzer Zeit in dieser Zone. Er ist gekommen, um die Arbeit von Pater Juan Carlos weiterzuführen, da dieser leider gesundheitlich angeschlagen ist. „Wir haben viele kleine Ansiedlungen, einige nur mit zwei bis drei Ranchos“, sagt er. Jeden Tag besucht der Pater ein anderes Gebiet. In all diesen Jahren wurden 17 Schulen in dieser Region errichtet, dazu 23 Kapellen, ein Krankenhaus und mehrere kleine Krankenstationen. Es ist eine große Herausforderung, die Hütten mit einem Wellblechdach zu versehen und Webstühle für Frauen anzuschaffen. Ferner ist die Ziegenzucht zu fördern. Die Idee dabei ist, Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Frage an den Missionar: „Wie fühlen Sie sich heute, wo es Licht, Wege, Schulen und Wasser gibt?“ Seine Antwort: „Das gibt es nur in Boquerón, aber dieses Gebiet ist ja viel größer als dieser Ort, und es gibt viele Zonen, die nahe daran liegen, die nichts haben. Sie sind besorgt darüber, was ihnen fehlt, denn manchmal ist das, was ihnen fehlt, ein Grund zu sterben.“ Und weiter: „Entweder man hat eine Lösung und wenn nicht, muss man sich keine Sorgen machen. Manchmal konnte der Krankenwagen nicht kommen und der Mensch ist gestorben. Und das akzeptieren die Leute hier.“ Frage an P. Juan Carlos: „Können Sie den erkennen, der Sie damals hierher geschickt hat und jetzt im Vatikan ist?“ – Er antwortet: „Ich kann ihm nur danken, was er getan hat, und ich glaube, dass er als Papst der Gleiche geblieben ist, genau der gleiche Mensch. Es gibt Armut, aber kein Elend. Die Menschen waren gut, aber sie hatten damals nichts“, sagt Pater Juan Carlos.
Die kleine Ansiedlung jenseits der schwankenden Brücke über den Saladofluss hat noch kein Licht, ebenso wie die Mehrheit der Menschen in Boquerón. Das Wasser, was sie trinken, ist vergiftet. – Pater Marcos freut sich: „Das sind die Zisternen, die Schritt für Schritt gebaut wurden und wo die Kirche durch die Aktion Añatuya geholfen hat, denn das Wasser in dieser Region hat sehr viel Arsen und ist salpeterhaltig.“ – Die Asphaltstraße endet 30 km vor Boquerón, als ob die Menschen dort die Straße nicht verdient hätten. – Die Lehrer besuchen die Schulen mit dem Motorrad, um die Kinder und Jugendlichen zu unterrichten. Die Straßen sind immer eine Gefahr, und wenn es regnet, kommt man gar nicht an. Man kann sich die Zone vor 39 Jahren gar nicht mehr vorstellen, als damals Pater Juan Carlos hier ankam. Er sagt: „Die Menschen hatten nichts, keine Schulen, kein Wissen.“ Frage des Journalisten: „Gab es Straßen?“ – „Nein, nichts“, antwortet Pater Juan Carlos, der durch Jorge Bergoglio dort hin gesandt wurde.
Die Jesuitenarbeit war 1735 zu Ende gegangen, bevor Papst Franziskus als damaliger Provinzial in Buenos Aires nach 240 Jahren ohne einen Priester in dieser Gegend jemanden dorthin sandte. P. Juan Carlos erinnert sich: „Als ich damals eine Messe gehalten habe und die Hostie zeigte, waren die Menschen überrascht und sagten: Aha, Aha. Sie kannten Jesus Christus aus der Katechese nicht, aber sie kannten Gott in ihren Herzen.“
P. Bergoglio schickte mit P. Juan Carlos einen Menschen an das Ende der Welt, der den heutigen Papst als Mitbruder in der Jesuitengemeinschaft willkommen hieß und ihm die Klostertüre öffnete. Damals habe ihm einer der Patres gesagt: „Du bist derjenige, der ihn empfangen muss.“ – Frage des Fernsehreporters: „Und wie war er?“ – Der Pater sagt: „Er ist einfach und war immer einfach, ein einfacher Mensch.“ P.Juan Carlos war zwei Jahre Beichtvater des heutigen Papstes. Wenn Papst Franziskus über Armut spricht, spricht er über Orte wie Boquerón. Jorge Mario Bergoglio war hier in dieser Zone, und er hat viel dazu beigetragen, die Armut in der Provinz Santiago del Estero zu bekämpfen. Er war nur einmal in dieser Gegend, aber das Schönste ist, wenn man hört: „Ich habe von ihm die 1. heilige Kommunion empfangen, er war in meinem Haus, er war in meiner Gegend.“ - Und dann die Feststellung: „Wir hatten vorher noch nie einen Papst, wovon wir wussten, wo er gelebt hat und woher er kam, oder was waren seine Freunde? – Jetzt ist er uns menschlich sehr nah, und das finden wir schön. – Der Papst kann uns spirituell helfen, damit unser Glaube wächst.“
Der Reporter will wissen: „Und um was würden Sie den Papst bitten?“ – Eine Frau sagt: „Dass er sich um die Wege kümmert, denn manchmal können wir gar nicht unsere Ansiedlung verlassen.“ – Ein Mann antwortet: „Ich würde ihn bitten, dass er für uns betet, denn die Zone ist so weit weg von allem.“ Frage an P. Juan Carlos: „Sie sind schon so viele Jahre hier, haben sich die Regierenden um Ihre Arbeit gekümmert?“ – „Nein“, sagt dieser, „ sie haben zwar zu den Armen gesprochen, aber nur, weil sie Stimmen haben wollten. Was der Staat nicht gemacht hat, blieb in den Händen Gottes.“ – Die Seelsorger „am Ende der Welt“ , dort wo die Armut geboren wurde, sind zuversichtlich: „Jetzt, wo Kardinal Bergoglio Papst geworden ist und wenn man weiß, dass er viele Jahre von dieser Gegend Notiz genommen hat und er weiß, wie arm diese Gegend von Boquerón ist, hat man Hoffnung. Die Menschen warten darauf, dass es ihnen einmal besser geht. Was wir jetzt von ihm erleben, ist ein Papst mit starken Gesten und Worten.“ P. Juan Carlos sagt: „Hoffentlich kann der Papst etwas bewirken. Ich glaube, dass er ein Hirte ist, und ein Hirte spricht die Wirklichkeit und sieht die Realität.“
Am 8. Januar, also vor einigen Tagen, hatte ich Gelegenheit, innerhalb der Generalaudienz dem Heiligen Vater in meiner Eigenschaft als Beauftragter der „Aktion Añatuya“ drei Erinnerungen an seine geliebte Heimat Argentinien überreichen zu dürfen, darunter das Buch „Almas del Boquerón“, übersetzt „Seelen von Boquerón“, mit der Beschreibung einer Gemeinde in der Diözese Añatuya in der Provinz Santiago del Estero, wo wir uns seit 40 Jahren mit Hilfsprojekten engagieren. Die Diözese in Nordargentinien ist mit 68.000 Quadratkilometern so groß wie die Niederlande, Belgien und Luxemburg zusammen und gehört zu den ärmsten argentinischen Bistümern. Die „Aktion Añatuya“ steht in der Trägerschaft der Kath. Kirchengemeinde St. Antonius Abbas in den Ortschaften Nütterden und Mehr. Ansprechpartner sind meine Frau Elisabeth und ich. Wir koordinieren die Hilfe für die Menschen im Bistum Añatuya, etwa 1000 Kilometer von Buenos Aires entfernt.
Das erste Geschenk an den Papst war ein Buch „Almas del Boquerón“ – übersetzt „Seelen von Boquerón“ – von Kay Reynolds über die Pfarrei „San José de las Petacas“ mit Sitz in Boquerón, wo Mitbrüder des Heiligen Vaters, die Jesuiten Pater Juan Carlos Constable und Marcos Aleman, als Missionare segensreich wirken. In dieser Pfarrei ermöglichen wir den Bau von Zisternen, eine segensreiche Einrichtung in einem Gebiet, wo es bei Temperaturen bis zu 48 Grad Hitze nur etwa vier Monate im Jahr regnet und der Boden von Natur aus salpeterhaltig und arsenverseucht ist. Tiefe Wasserbohrungen haben nur unverwendbares Wasser ergeben. Die Menschen sind gezwungen, weite Strecken zurückzulegen, um an schmutzigen Wassertümpeln oder am gefährlichen Steilufer des Saladoflusses ihr Trinkwasser zu holen. Den Familien werden Material und ein Baumeister zur Verfügung gestellt, und die Familienangehörigen müssen beim Bau der Zisterne mithelfen. Es werden Familien bevorzugt, die weitab vom Fluss leben und viele Kinder haben. Während der letzten Jahre hat sich herausgestellt, dass das Auffangen von Regenwasser in Zisternen die beste und sicherste Methode der Wassergewinnung darstellt. Auf die Elendshütte wird ein Wellblechdach mit einer Dachrinne angebracht und das Regenwasser durch ein Rohr in die Zisterne geleitet. Eine Zisterne fast 10.000 Liter Wasser, das ist der Jahresbedarf für eine kinderreiche Familie. Inzwischen konnten wir über 75 Zisternen finanzieren. Jede Zisterne kostet zurzeit 1000 Euro. Aber es gibt noch andere Projekte, die durch unsere „Aktion Añatuya“ gefördert werden, beispielsweise der Bau von einfachen Steinhäusern im Kampf gegen die todbringende Chagaskrankheit, die Versorgung der armen Bevölkerung durch die Bereitstellung von Medikamenten, wobei sich die hiesigen Sternsinger ganz besonders engagieren und durch die Patenschaft unserer örtlichen St.-Georg-Grundschule für zwei kleine Landschulen. Aus Spenden werden die Mittagsspeisungen der Kinder, das Schulmaterial und die Kosten für den Unterhalt der Schulen bezahlt.
Das zweite Geschenk für den Heiligen Vater war ein kleines Bronzekreuz mit der Nachbildung des hoch verehrten Kreuzes von Matara von 1594, in dem das ganze Evangelium dargestellt ist. Das Glaubensbekenntnis der Christen wurde vor nunmehr 420 Jahren von einem Indio in Mistol-Holz geschnitzt. Die Symbole zeigen von unten nach oben einen Häuptling mit über der Brust gekreuzigten Armen, der im inständigen Bitten die Fürsprache Mariens um Errettung aus dem Fegefeuer erfleht. Dann sieht man Flammen, die für die Hölle und das Fegefeuer stehen. Eine spanische Dame stellt die Jungfrau Maria dar. Weiterhin: Der Hahn krähte zweimal, als Petrus den Herrn verleugnete. Die Lanze, mit der die Seite des Herrn geöffnet wird. Nägel und Hammer, die zur Kreuzigung benutzt wurden. Kelch, Hostie und zwei überkreuzte Ähren, Zeichen der Eucharistie. Der Mond: Jesus stirbt am jüdischen Osterfest, das auf einen Vollmondstag fiel. Ein Stern, der die Weisen nach Betlehem führte. Die Sonne, Symbol für Licht, Kraft und Leben, und schließlich bilden die Großbuchstaben ATA und die Kleinbuchstaben ra und a den Namen des Kreuzwallfahrtsortes im Bistum Añatuya, nämlich Matará. Ganz oben ergeben Zahlen das Jahr 1594. Es ist eine schöne Fügung, dass der Kreuzwallfahrtsort Kranenburg, wo seit 1308 Menschen ein „Wundertätiges Kreuz“ verehren, eine Verbindung mit diesem Kreuzheiligtum in Argentinien hat.
Das dritte Geschenk an den Heiligen Vater war ein Foto des ersten Bischofs von Añatuya, Msgr. Georg Gottau, für den der heutige Papst als Kardinal von Buenos Aires den Seligsprechungsprozess eingeleitet hat. Bei der Morgenmesse am 9. Januar, an der ich teilnehmen durfte, nannte der Heilige Vater diesen Diener Gottes ein großes Vorbild für eine Kirche der Armen. Für viele Menschen am Niederrhein ist Bischof Gottau, der erste Bischof von Añatuya in Argentinien, unvergesslich.
Vor 53 Jahren, 1961, begann dieser „gute Hirte“ seine Arbeit in dieser verlassenen Gegend. Um sein Ziel zu erreichen, bat er Argentinien und andere Länder um Mithilfe. Als erste antworteten die Vinzentinerinnen auf seine Bitte, und der Bischof vertraute ihnen das Regionalkrankenhaus an. Schwester Armelia blickt zurück: „Wir kamen zu Fuß hierher und brachten unsere eigene Muttergottesstatue mit. Wir erstickten beinahe im Staub. Da sagte ich: „Brüder und Schwestern, lasst uns die Hand der Jungfrau nehmen, wir müssen durchhalten“, und ich sagte: „Maria, nimm Du mich, ich halte Dich jetzt hier.“ Wie oft seufzten wir damals: „O, lieber Gott, das ist sehr schwer! Aber nein, aufgeben werde ich nicht.“ Wir hatten kein Wasser, wir hatten eigentlich nichts. Na ja, und so begannen wir mit der Arbeit. Wir fanden sehr viele Kinder, die an Tuberkulose litten. Bischof Gottau sah, wie verlassen sie waren und gründete dieses Heim. Ich war gekommen, um im Krankenhaus zu helfen. 1969 entstand dieses Heim für Kinder und alte Menschen.“ Und Schwester Maria Zambrano ergänzt: „Manchmal kommen Leute hierher, um zu sterben, aber in Würde zu sterben. Hier haben sie die Chance, sich auf andere Weise auf den Tod vorzubereiten. Sie werden verpflegt und können sich für eine Weile erholen. Sie möchten hier ihre Würde wieder finden. Oft hatten wir nichts zu essen. Unsere Köchin setzte Wasser auf, und es kam viel Dampf aus den Töpfen. Aber wenn wir die Deckel anhoben, sahen wir nichts, außer Wasser. Das Essen fehlte. Die zuständige Schwester begann dann immer zu suchen, und es gelang ihr meist, irgend etwas Essbares zu finden. So konnten wir den Leuten schließlich doch etwas geben. Ja, es war damals eine harte Zeit.“ Und Schwester Maria Antonia berichtet: „Hier sind die Leute froh, besonders die Kinder. Aber ebenso alte Menschen und Erwachsene. Jeden Tag kommen Rentner zu uns, um nach Medikamenten zu fragen, die sie sich nicht leisten können. Aber die Sorge um Kleinkinder war eine der großartigsten Ideen von Bischof Gottau. Er veranlasste Untersuchungen über die Lebensbedingungen von Kindern in dieser Gegend, und es stellte sich heraus, dass die meisten Probleme mit Unterernährung in den ersten Kinderjahren zu tun hatten.“ Schwester Maria Zambrano strahlt: „Wir konnten immer mit der Unterstützung von Bischof Gottau rechnen. Er war unser Schutzengel. Er hat uns Bettwäsche gegeben. Alles was wir brauchten, hat er uns besorgt.“
Bischof Gottau war auch ein Freund meiner Familie, eine Freundschaft, die bereits vor 50 Jahren begann, als er vom Konzil in Rom nach Deutschland kam, um für seine Armen, wie er sagte, „zu betteln.“ Mit dem Foto des Bischofs an den Heiligen Vater, Papst Franziskus, war die herzliche Bitte verbunden, den Diener Gottes als großes Vorbild für eine Kirche der Armen selig zu sprechen. Im Gespräch nach der Morgenmesse mit Papst Franziskus in der Kapelle des Gästehauses Santa Martha erinnerte sich der Heilige Vater spontan an die Geschenke bei der Audienz am Vortage und an Bischof Gottau.
Dann spendete er meiner Heimatgemeinde und den Menschen in Añatuya seinen Segen, und er bat seinerseits: „Bitte, beten Sie für mich!“ Zum Abschluss haben wir uns vor Freude umarmt.
Spenden für die „Aktion Añatuya“ sind willkommen. Denken wir an das Wort Jesu: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“